Viel UNESCO Welterbe an einem langen Tag

Heute nehme ich mir vor, etwas Zusatzkilometer zu radeln, damit ich zum Eintreffen der Hitzewelle in Dresden sein werde, um dort einen Ruhetag einzulegen. Um halb 10 radle ich los, ich erlaube mir zudem, abschnittsweise einige Elbewindungen nicht dem offiziellen Radweg der Elberoute zu folgen: Erstens spart man so Kilometer, zweitens rollt es sich zügiger auf den sehr wenig Verkehr aufweisenden Landstrassen. Die Radwege der Elbe entlang sind bisher 95% befestigt, also entweder asphaltiert/geteert/betoniert oder mit qualitativ gutwertigen Steinplatten versehen. Am mühsamsten sind billig konstruierte Teerstrassen entlang von Baumallen oder in Wäldern, da oft die Wurzeln der Bäume die Teerdecke deformieren, was teils hässliche Holperpartien gibt. In Barby traversiere ich schon zum dritten Mal auf dieser Tour die Elbe mittels Elbefähre, diesmal wieder eine sogenannte Gierseilfähre, die ohne Motor funktioniert. Der Tarif für die Überfahrt heute 1.50 Euro (Fahrrad und Person), bei der letzten waren es 2.50 Euro. Der Fährmann bestätigt, was auch ich beobachte: „Heut endlich mal nur wenig Wind“ sagt er zu den rund 5 Radfahrern auf der Fähre. Ein Schild auf der anderen Flussseite signalisiert, dass ich nun im Land Anhalt bin. In der Folge geht es stundenlang einsam durch Kiefer- und Mischwälder, auf den guten Betonstrassen kommt man zügig voran. Irgendwo überrasche ich einen Hasen, später fliegt ein Fasan wenige Meter vor mir vom Strassengraben heraus davon. Bei Roßlau gehts wieder auf die Südseite des Flusses, die zusammengehörende Stadt Dessau lasse ich rechts liegen und rolle gleich weiter auf dem Elberadweg, wieder sehr oft im Wald. Ab und zu passiert man total überwucherte, bewaldete Gebäude, einmal sogar einen Torbogen. Gedanklich stelle ich mich darauf ein, dass dies nun eine der befürchteten oder unvermeidlichen Monotonie-Etappen ist, da werde ich wuchtig überascht: Plötzlich bin ich Mitten im zum UNESCO-Welterbe gehörenden Wörlitzer Park (https://www.welterbe-gartenreich.de/), „Hier ists jetzt unendlich schön. […] Das Buschwerk ist in seiner schönsten Jugend, und das Ganze hat die reinste Lieblichkeit …“ schrieb Goethe im Jahre 1778 über diese einzigartige Parkanlage. Allerdings fehlt mir die Zeit, die Anlage genauer zu erkunden und meine Fahrt geht nach einigen Fotos wieder weiter. Nach rund 90 Kilometer treffe ich in der Lutherstadt Wittenberg ein, welche einen zweiten (erwarteten) Höhepunkt darstellt. Martin Luther wirkte vor über 500 Jahren und definierte die Reformation der Kirche von hier aus, zuerst als Mönch. Auch seine spätere Ehefrau, die ehemalige Nonne Katharina von Bora ist sehr präsent hier, im „Von Bora“ Restaurant/Hof des Lutherhauses (um nur eines der vier zum UNESCO-Welterbe gehörenden Gebäude in der Lutherstadt zu nennen) geniesse ich feine Crostini. Nach einer rund 2-stündigen Pause setze ich die Etappe jedoch noch fort und entscheide, bis nach Torgau weiterzuradeln, am Tagesende zählt der Kilometerzähler 145 Kilometer. In Torgau ist die Unterkunftssuche überraschenderweise schwierig, die meisten Pensionen sind entweder voll oder die Rezeption ist nicht besetzt (es ist ja Sonntagabend). Dank Booking finde ich jedoch ein Self-Service Hotel am Ortsrand von Torgau, welches für 53 Euro eine perfekte Bleibe für eine erholsame Nacht bietet.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert