Die gestrige Begeisterung für die tschechischen Radwege relativiert sich auf dem ersten Abschnitt Labe-aufwärts nach Usti nad Labem: in einigen Abschnitten ist die Renovation der Wege noch nicht vollzogen, es gibt kürzere Teile mit Naturstrassen oder uralten Asphaltstrassen. Bei der ersten Schleuse muss man zudem für einige hundert Meter auf die Verbindungsstrasse. Alles in allem aber nicht tragisch, da es sich wirklich nur um kurze Teile der Strecke handelt. Oberhalb der Schleuse hat der Fluss eher den Charakter eines langezogenen Sees. Nach einem recht hügeligen Abschnitt, der Porta Bohemica genannt wird, wird die Landschaft wieder flacher, die Gegend wirkt recht mediterran, es gibt Weinbau, eine wunderschöne Smaragdeidechse die unbeeindruckt auf dem Weg sonnt, bestätigt den Eindruck. In Litomerice traversiere ich auf die Südseite des Flusses, ich möchte das dortige Terezin bzw. die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Theresienstadt besuchen. Der Besuch der kleinen Festung ist sehr eindrücklich und erschütternd. Weiter geht die Fahrt danach auf dem Radweg 2A durch Dörfer und über Felder, später dann wieder direkt dem Fluss entlang. Rund 20 km vor dem Tagesziel Melnik passiert man zwei grosse Kraftwerke, das zweite davon ist das Braunkohlekraftwerk Melnik, dessen höchster Schlot 270 Meter Höhe aufweist. Melnik hat einen kleinen Containerhafen, kurz darauf folgt auf der Nordseite des Flusses das auf einem Hügel gebaute wunderschöne Städtchen Melnik. Oben auf dem Hügel angelangt, hat man einen ausgezeichneten Ausblick auf die hier zusammenfliessenden Flüsse Elbe (= Labe) und Moldau (= Vltava).